Die Epoche der Romantik hat es dem chor pro musica graz angetan. Allein die Ensemblegröße von etwa 50 Sängerinnen und Sängern prädestiniert den Chor für ein prächtiges, aber selten zu hörendes Konzertprogramm für Doppelchor. Josef Gabriel Rheinbergers „Missa in Es“ gilt als „schönste reine Vokalmesse des 19. Jahrhunderts“ (Otto Ursprung), für die der Komponist von Papst Leo XIII. im Jahr 1879 mit dem Gregorius-Orden ausgezeichnet wurde. Die überwältigende Motettenkunst von Johannes Brahms offenbart sich in seinen drei achtstimmigen „Fest- und Gedenksprüchen“. Und mit den herrlichen Harmonien von Robert Schumanns „Vier doppelchörigen Gesängen“ schließen sich gar Sterne und Himmel auf.

Romantik pur
Romantische Chormusik für Doppelchor von Rheinberger, Brahms und Schumann, Orgelmusik der Epoche
Samstag, 20. Mai 2017, 20 Uhr, Herz-Jesu-Kirche Graz

Alexej Vylegzhanin, Orgel
chor pro musica graz | gerd kenda

Suche nach Harmonie
chor pro musica graz: venezianische Tradition des Doppelchors

Von 1881 bis 1887 wurde die Herz-Jesu-Kirche erbaut; ihr neogotischer Kirchenraum bot dem chor pro musica graz (cpmg) den stimmigen Rahmen für Chor- und Orgelwerke, die fast alle zu dieser Zeit entstanden. Unter dem Titel „Romantik pur“ widmeten sich der cpmg und sein Leiter Gerd Kenda Kompositionen, in denen die venezianische Tradition des Doppelchors wiederauflebte. Dialogisch mahnten die biblischen Texte der Fest- und Gedenksprüche von Johannes Brahms zu Festigkeit und Stärke. Auch Robert Schumanns „Vier doppelchörige Gesänge“ nach Gedichten von Rückert, Zedlitz und Goethe beschworen im spannenden Wechselgesang erst kontemplativ, dann kraftvoll und prächtig ausgewogen die Suche des Menschen nach Harmonie und Verortung. Mit Orgelwerken aus der Zeit – Brahms’ Präludium und Fuge in g-moll und César Francks träumerisch-luzide Fantaisie in A-Dur aus seinen „Trois pièces pour grand orgue“ – ergänzte Alexej Vylegzhanin das Programm. Höhepunkt und Abschluss bildete die emotional ansprechende Vokalmesse für Doppelchor von Josef Gabriel Rheinberger, die der cpmg anrührend, bildhaft, plastisch und melodiös interpretierte. (Beate Fekele, kleine zeitung, 22. Mai 2017)