johannespassion16
Stadt Graz
Land Steiermark

Sie ist eines der größten Meisterwerke der Musikgeschichte überhaupt: Johann Sebastian Bachs Johannespassion. Zeitzeugen beschreiben, wie schockiert das Publikum den Gottesdienst in der Leipziger Nicolaikirche nach der Uraufführung im Jahr 1724 verließ. Viel zu dramatisch, opernhaft erschien vielen das Geschehen um Jesu Kreuzigung und Tod. Wahrscheinlich hat die Musik aber gerade deswegen auch nach fast 300 Jahren nichts von ihrer Faszination für Interpreten wie Zuhörer verloren.

bach::johannespassion
Johann Sebastian Bach (1685–1750)
Passio secundum Johannem, BWV 245
Samstag, 19. März 2016, 20 Uhr, Mariahilferkirche Graz

Dávid Szigetvári, Evangelist/Tenor
Wilfried Zelinka, Jesus
Marie Friederike Schöder, Sopran
Margot Oitzinger, Alt
Markus Butter, Bass

Neue Hofkapelle Graz | Leitung: Lucia Froihofer & Michael Hell
chor pro musica graz | gerd kenda

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 Willy Grossmann

Ergreifend und anspruchsvoll
Berührende Darbietung der Johannespassion

In der Grazer Mariahilferkirche wurde das Publikum mit einer geistreichen, packenden Interpretation der Johannespassion von Johann Sebastian Bach beglückt. Bei dem Projekt der Neuen Hofkapelle Graz und des chor pro musica graz wirkten beeindruckende Solisten mit. Der Tenor Dávid Szigetvári hinterließ einen besonderen Eindruck. Er überzeugte mit feinem Stimmklang und intonatorischer Sicherheit. Kaum einer hätte die Rezitative des Evangelisten besser vortragen und vermitteln können. Dabei wurde er bestmöglich von Michael Hell an der Orgel und Thomas Platzgummer am Violoncello unterstützt. Wilfried Zelinka sang den Jesus trefflich und die Sopranistin Marie Friederike Schöder überlieferte ihre Textzeilen ergreifend. „Zerfließe, mein Herze“ begann ihre zweite und letzte Arie, mit der sie den Tod Jesu verkündete und die Zuhörer fesselte. Während der Bassist Markus Butter seine Stimme beben ließ, sang die Altistin Margot Oitzinger mit klarer, aber sehr zarter Stimme. Das Originalklangorchester leiteten die dynamische Violonistin Lucia Froihofer und Michael Hell, die sich schon des Öfteren als Pioniere der Barockmusik bewähren konnten. Gerd Kenda dirigierte den ambitionierten chor pro musica, der sich wunderbar in die Gesamtkonstellation einfügte.
(Marie Huber, kleine zeitung, 21. März 2016)

Beglückende Zusammenarbeit
Alle Jahre wieder halten die großen Passionsmusiken von Bach zur Fastenzeit auch in die Grazer Kirchen Einzug. Diesmal war der chor pro musica graz mit der "Johannespassion" an der Reihe: Ein guter Liebhaber-Chor, der sich starke Solisten und die exzellente Neue Hofkapelle auf seine Seite holte.

Die aufführungspraktischen Fragen löst man heute üblicherweise ja undogmatisch: Hier trafen Originalklanginstrumente in kleiner Besetzung auf einen großen Chor ohne die von Bach vorgesehenen Knabenstimmen. Dennoch wahrte man die Balance, ja die Neue Hofkapelle ließ immer wieder aufhorchen. Vom fiebrig pulsierenden Beginn bis zu den delikaten instrumentalen Begleitungen der Arien, die zu den schönsten Momenten dieser Aufführung zählten. Auf sehr hohem Niveau bewegten sich die Solisten, die sich wenige Manierismen leisteten. Wilfried Zelinka sang die Christusworte mit Autorität und schlichter Würde. Auch Dávid Szigetvári kam bei seiner phänomenalen, genauen Ausdeutung der Evangelisten-Worte ohne viel Theatralik aus. Marie Friederike Schöder schöpfte in der zweiten Sopran- Arie die Dynamik aus und setzte einen bunten Kontrapunkt zu den eher dezenten Darbietungen von Markus Butter und der doch etwas blassen Margot Oitzinger. Der von Gerd Kenda geleitete Chor überzeugte mit sattem, warmem und dunklem Klang vor allem in den Chorälen, wobei man bei dreien das Publikum zum Mitsingen animierte. Die dramatische Wirkung und die Nuancierungen der feingliedrigeren Volks-Chöre mussten dagegen naturgemäß zum Teil verhallen. (Martin Gasser, Kronen Zeitung, 21.3.2016)